Derzeit wacht er mit einem Grinsen auf, sagt André Helf. Beste Laune bei Rot-Weiss Essen, auch beim Aufsichtsratsvorsitzenden, der zu Besuch ist in unserer Redaktion.
Der 56-Jährige spricht im Videotalk „Vonne Hafenstraße“ mit den Reportern Ralf Wilhelm und Justus Heinisch über den Lauf – RWE ist Tabellendritter nach 15 Spielen.
Und er redet über die Jahreshauptversammlung, die an diesem Sonntag stattfindet und für ihn nicht ganz unwichtig ist, denn Aufsichtsrat und Vorstand sind noch nicht entlastet worden. Die JHV im Juni wurde abgebrochen, das war denkwürdig.
Aber gemach, zunächst zum Sport. Es ist Herbst, die Tage werden grau und RWE mischt oben mit. „Es ist ein schöner Moment, den sollte man auch mal genießen“, sagt Helf und schiebt nach: „Natürlich gehen wir das alle mit Demut an. Wir sind stolz auf die Entwicklung, auf die Ergebnisse und auf den Tabellenstand, aber man muss davon ausgehen, dass es nicht dabei bleibt, auch wenn wir das alle hoffen."
Dass 10.000 Leute nach Dortmund gefahren sind, hat mich nach der Nummer am meisten überrascht.
André Helf
Der 2:0-Sieg gegen Mannheim am vergangenen Spieltag war bereits der fünfte Dreier in Folge. Die Mannschaft ist offensichtlich im Flow – dabei sah es vor kurzem noch düster aus. 0:4 in Unterhaching, 0:5 daheim gegen Verl, dazu die Freistellung von Kapitän Felix Bastians. Wendepunkte, zum Positiven. RWE siegte daraufhin in Dortmund. Das 2:1 war der Auftakt zu der anhaltenden Siegesserie. Das ganze Umfeld sei positiver gestimmt, findet Helf. „Dass 10.000 Leute nach Dortmund gefahren sind, hat mich nach der Nummer am meisten überrascht.“
Trainer Christoph Dabrowski wurde zuletzt mit Sprechchören gefeiert – nachdem er in der Vorsaison noch lauter Kritik ausgesetzt war. „Mich hat das unheimlich gefreut, weil ich mitbekommen habe, wie das in der letzten Saison war“, sagt Helf. Dabrowski sei ein Trainer, der sich enorm einsetzt und enorm fleißig sei. „Er hatte es aufgrund des Spielermaterials, für das er keine Verantwortung trug, aber schwierig.“
Die Vereinsführung hat sich „geschworen, dass wir zu ihm halten – das war nicht einfach“, so der Aufsichtsratschef weiter. Der Gegenwind war massiv. „Aber wir haben trotzdem gesagt, dass wir von ihm überzeugt sind. Bis jetzt sind wir happy mit dieser Entscheidung und ich hoffe, dass es der ein oder andere jetzt sieht, dass es die richtige war.“
Auf dem Rasen läuft es momentan also, hinter den Kulissen sei ebenfalls vieles in Bewegung. Ein großes Thema bei Rot-Weiss: Kommunikation. Helf betont, dass der Verein aus der denkwürdigen JHV im Juni gelernt habe. „Die Jahreshauptversammlung war leider eine Katastrophe, wie sie im Vorfeld organisiert war und durchgeführt wurde. Das war ein ganz schlechter Tag für uns alle“, sagt er. Niemand habe sich mit Ruhm bekleckert. Helf verspricht: „Ich glaube, dass wir am kommenden Sonntag eine andere Versammlung erleben werden.“Für ihn, seine Aufsichtsratskollegen und den Vorstandsvorsitzenden Marcus Uhlig steht einiges auf dem Spiel. Ihre Entlastungen sind Punkte auf der Tagesordnung. „Es ist schon recht wichtig, dass wir als Verein zusammenstehen und geschlossen agieren. Das sind auch die Erwartungen unserer Vertragspartner, Stadt und Sponsoren“, betont Helf, warum es für ihn wichtig sei, dass die Mitglieder den Funktionären das Vertrauen aussprechen.
André Helf spricht zudem über sein Verhältnis zu der aktiven Fanszene, die Arbeit der neuen Direktoren Marcus Steegmann und Christian Flüthmann sowie die Ziele von Rot-Weiss – sportlich und strukturell. Den Videotalk sehen Sie auf waz.de, nrz.de, reviersport.de sowie auf youtube.com.